Wissenswertes
November 5, 2024
5.11.2024
Die Dokumentation von Patientendaten ist ein unerlässlicher Bestandteil des Klinikalltags von Ärzt*innen. Gleichzeitig zählt sie leider auch zu den größten Zeit- und somit Ressourcenfressern im Gesundheitswesen. Mithilfe moderner Spracherkennungstools soll dieser zeitintensive Prozess durch die Möglichkeit Sprache in Echtzeit in Text umzuwandeln zukünftig erheblich beschleunigt werden.
Wie wird Spracherkennungssoftware eingesetzt?
Spracherkennungssoftware kann im medizinischen Bereich in vielfältigen Formen genutzt werden. So wird sie unter anderem in der Arztbriefschreibung genutzt, wobei der zu dokumentierende Inhalt in die Software eingesprochen und so in Text umgewandelt werden kann. Besonders bei wiederkehrenden Dokumentationsszenarien, wie etwa Entlassungsbriefen oder OP-Berichten kann hier eine große Zeitersparnis erzielt werden.
Zudem können Spracherkennungssoftwares über ihre Integration ins KIS in Kombination mit weiteren medizinischen Softwares für die Prozessoptimierung verwendet werden. So kann durch sorgfältige Planung eine noch höhere Effizienz erzielt werden.
Bestimmte Routineaufgaben können durch Spracherkennungssysteme automatisiert werden. Mit künstlicher Intelligenz arbeitende Software kann bestimmte, wiederholt auftretende, sprachliche Muster erkennen und diese bei den entsprechenden Szenarien erneut einsetzen, wodurch erneut Zeit eingespart werden kann. Ärzt*innen können auch von ihnen definierte Textbausteine im System speichern und diese über Sprachbefehle abrufen.
Die Software wird an die jeweiligen Gegebenheiten ihres Einsatzbereiches angepasst. Die meisten Anbieter stellen daher mehrere Fachsprachmodelle bereit, die auf verschiedene Fachrichtungen, wie etwa die Radiologie oder Kardiologie spezialisiert sind und somit eine präzisere Dokumentation ermöglichen.
Spracherkennungssoftware ermöglicht zudem eine hohe Flexibilität beim Einsatz außerhalb der Klinik, da sie in vielen Fällen auch mobil verfügbar ist und eingegebene Daten zwischenspeichert. So kann sie ebenfalls in Situationen ohne Internetverbindung, wie etwa Hausbesuchen, für die Dokumentation genutzt werden.
Welche Spracherkennungssoftwares werden heute genutzt?
Nuance Dragon Medical One
Die Spracherkennungssoftware zählt zu den am meisten genutzten cloudbasierten medizinischen Dokumentationssystemen in Deutschland. Zu ihren größten Vorteilen zählen ihre Verfügbarkeit in diversen Sprachen und ihre Präzision bei medizinischer Fachterminologie. Jedoch ist die Software im Vergleich mit ihrer Konkurrenz relativ kostspielig.
M*Modal Fluency Direct
Die Software Fluency Direct des Unternehmens M Modal ist eine speziell auf den Gebrauch in Kliniken abgestimmte Software. Auch sie ist cloudbasiert und bietet hohe fachsprachliche Genauigkeit. Allerdings liegen die Anschaffungskosten der Software wie auch bei Dragon Medical One eher im oberen Bereich.
SpeaKING
Die ebenfalls cloudbasierte Spracherkennungssoftware SpeaKING wurde speziell für den Einsatz im deutschsprachigen Raum entwickelt und zeichnet sich durch eine hohe Genauigkeitsrate im Diktieren deutscher medizinischer Fachbegriffe aus. Allerdings bleibt ihr Einsatz auf deutschsprachige Regionen beschränkt.
Welche Probleme gibt es bei Spracherkennungssoftware?
Die Implementierung von Spracherkennungssoftware ist für Ärzt*innen eine hervorragende Möglichkeit, Zeit bei zahlreichen krankenhausinternen Prozessen einzusparen. Jedoch bestehen auch in der Spracherkennung, wie bei jeder anderen Art von Software, einige Herausforderungen. So stellt sich die korrekte Interpretation medizinischer Fachsprache aufgrund ihrer hohen Spezifikation teils als problematisch dar. So können Faktoren wie Dialekte, besonders schnelle bzw. langsame Sprechweisen, Akzente oder Hintergrundgeräusche zu Problemen bei der korrekten Erfassung eines Textes und somit zu manuellen Korrekturen führen. Auch die Kosten und der mit einer Implementation der Systeme verbundene Aufwand in Bezug auf die Anpassung der bereits bestehenden IT-Infrastruktur eines Hauses können eine Hürde darstellen.